6. SONNTAG NACH OSTERN

5. Mai 2013

Evangelium nach Johannes (14,23-29)

Gdanken zum Evangelium:

„Wer mich liebt, wird an meinem Wort festhalten“, sagt Jesus. Das ist ein sehr merkwürdiger, inhaltsreicher Satz. Ein Christ hält am Wort Jesu fest. Er nimmt es ernst, glaubt daran, fühlt sich davon betroffen. Dieses Wort gilt für mich, ist entscheidend, gibt mir einen Halt und eine Orientierung. Ich lebe danach.

Denken wir an das Wort von Jesus, das wir am letzten Sonntag gehört haben: „Liebt einander.“ Das ist das entscheidende Merkmal einer christlichen Gemeinschaft. Daran sollen alle erkennen, dass wir zu Jesus Christus gehören!“ Das ist es, was zählt!

Am Wort Jesu festhalten. Das wird aber oft missverstanden, als ob der christliche Glaube nur da ist, um uns Werte, moralische Gebote und Verbote auf unserem Weg zu geben. Es geht um mehr als um Moral. Gebote und Verbote gehören dazu, aber sie sind nur die Folge von etwas anderem: An erster Stelle geht es im christlichen Glaube um eine Beziehung, eine innere Verbundenheit mit Jesus Christus. „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten... Und wer mich nicht liebt, hält an meinem Wort nicht fest.“

Das ist etwas Einmaliges: Hier verlangt ein „Religionsgründer“ nicht an erster Stelle, dass man sich an seine Lehre, an seine Weisungen hält, sondern, dass man in einer persönlichen Vertrauensbeziehung zu ihm lebt. Weder Mohammed, noch Buddha, noch einer anderer Religionsstifter hat so etwas je verlangt. Für sie war ihre Lehre wichtig, nicht ihre Person. Wer aus einer persönlichen Beziehung zu Jesus heraus lebt, der wird auch automatisch versuchen, an Jesu Worten festzuhalten und sie in die Tat umzusetzen. Es ist unsere innere Beziehung zu Jesus Christus, die unser Christsein ausmacht, unsere Lebensweise bestimmt und entscheidet, ob wir uns an seine Weisungen halten.

Habe ich eine persönliche Beziehung zu Jesus? Wie groß und wie stark ist sie? Das wird davon abhängen, wie oft und unter welchen Umständen ich mich an Jesus wende, mit ihm spreche, wie vertraut ich mit ihm werde, wie gut ich ihn kenne und ihn schätze. Es ist wie in einer Freundschaftsbeziehung: Freunde haben ein Bedürfnis oft beisammen zu sein, miteinander zu reden, einander alles anzuvertrauen, was ihnen auf dem Herzen liegt. Tun sie das nicht oder zu wenig, dann kühlt die Freundschaft ab, man ist immer weniger miteinander vertraut, bedeutet immer weniger füreinander. So ist es auch mit unserer Freundschaft, mit unserer Beziehung, unserer Verbundenheit mit Jesus, mit unserem Christsein.

Jesus spürt, dass seine Jünger ihn nicht verstehen, und verspricht ihnen eine Hilfe, einen Beistand, den Geist Gottes, so dass sie dies immer besser verstehen lernen. Unser Verständnis, unsere Einsicht und unsere Beziehung zu Jesus müssen reifen, sogar bis ins hohe Alter.

Wenn wir uns darum bemühen, verspricht Jesus uns seinen „Frieden“. Frieden - das hat sehr viel zu tun mit Eins-sein. Das hebräische Wort „schalom“ heißt übersetzt: mit Gott eins zu sein. Nur in der Einheit mit Gott und mit Jesus kann wirklicher Friede entstehen: eine Atmosphäre, die geprägt ist von Vertrauen, Geborgenheit, Glück, Gerechtigkeit, und Liebe. Schalom: ein Leben in Harmonie mit Gott, mit den Mitmenschen und der Schöpfung, mit sich selbst. „Er hat seinen Frieden gefunden", sagen wir von einem Menschen, der endgültig seinen Halt gefunden hat.

Aber unsere Liebe wird oft arg strapaziert. Deswegen sagt Jesus auch: "Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht". Wenn wir in Jesus unseren Halt gefunden haben, dann fühlen wir uns so getragen, dass wir Verletzungen, Enttäuschungen, Intrigen, Leiden aushalten, gerade von denen, die mit uns Christen sein wollen.

Eine Atmosphäre des Friedens in gegenseitiger Achtung ist nicht selbstverständlich. Wer an Jesus festhält und sich von seinem Geist leiten lässt, kann jedoch darauf vertrauen, dass sein Reden und Tun eine Veränderung der Welt im Sinne des Friedens bewirkt.

„Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten.“

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